|
Sinn der Welpenspiele
Welpenspiele gehören
zum ersten
Sozial - Baustein umweltverträglicher Hunde.

|
Im Umgang mit älteren, bereits sozialisierten
Artgenossen, lernen Welpen Rangordnungen kennen und respektieren.
In
artgerechten Spielen - spielerische Raufereien - lernen sie darüber
hinaus noch das wichtige Gespür für Schmerzen, was ihnen auch die bei
sozialisierten Hunden wichtige Beißhemmung gegenüber Unterlegenen oder
sich Ergebenden lehrt.
Welpenspiele sind unverzichtbarer Wegbereiter für
artgerechte Erziehung und Beschäftigung. |
Einwirkungen bei Welpenspielen

Im Normalfall sind bei diesen
Spielen keine Einwirkungen nötig,
das Rudel ordnet sich auf artgerechte Weise selbst.
Für streitsüchtige Genossen reicht
oft ein scharfes Kommando NEIN.
Für uneinsichtige Genossen bringen
Blech- und/oder Wassereimer/Wasserspritze,
stets im Verbindung mit einem scharfen Kommando "
NEIN " , rasch Abhilfe.
Wichtig
Der Blecheimer wird natürlich nicht
auf, sondern hinter den Hund geworfen,
wichtig dabei ist das blecherne Geräusch in Verbindung
mit einem scharfen Kommando " NEIN " .
Der Wasserinhalt des 10l Eimers wird
natürlich über den/die uneinsichtigen Genossen geleert, wieder in
Verbindung mit dem scharfen Kommando " NEIN " .
|
Ablauf von Welpenspielen
Jeder, der Welpenspiele organisiert,
kann hier eigene
Kreativitäten in Bezug auf realistische Bedingungen
entwickeln.
Wichtig
Alle teilnehmenden Hunde bewegen
sich frei
und sind daher nicht angeleint.
Alle Rudelführer beaufsichtigen
diese Spiele und können somit
im Bedarfsfalle wie oben erläutert eingreifen.
Als zeitliche Dauer der Welpenspiele
hat sich
etwa 1 Stunde pro Woche bewährt.
|
zurück
Rudelführer
|
Die Rangordnung und die Dominanz des
" Rudelführers "
ist der entscheidende Schlüssel des Zusammenlebens
zwischen Mensch und Hund.
Ohne eine eindeutige und anerkannte
Hierarchie
ist artgerechte Erziehung und Beschäftigung nicht
möglich.
Die Rangordnung wird von klein auf
geprägt
durch die Familie (Gruppe, Rudel, Herde) Kinder von kinderreichen Familien
lernen dies leichter als Einzelkinder,
beim Hund ist dies nicht anders.
Einzelhunde, die so früh wie
möglich über Welpenspiele
sozialisiert wurden, lassen sich leicht spielend
einordnen
weil sie dies u.a. durch den dort gelernten Kontakt mit
älteren,
sozialisierten Hunden bereits erfahren und gelernt haben.
|

|
Die Rangordnung
" Hundeführer
Rudelführer "
ist der zweite, wichtige Baustein zur Sozialisierung des
Hundes.
|
|
Das folgende Chart verdeutlicht die
Lernziele
einer artgerechten, sozialisierten Rangordnung
|

|
Das folgende Chart zeigt artgerechte
Einwirkungen
zur Durchsetzung einer Rangordnung
|

Wichtig
Brutalität ersetzt niemals
artgerecht respektierte Rangordnung
Brutalität und mittelalterliche
Foltermethoden
benutzen nur Schwache
Rangordnung kann nur über
Persönlichkeit
geschaffen und erhalten werden
|
Wie gehen wir nun artgerecht,
spielerisch vor?
Jeder Hund hat ein
Lieblingsspielzeug. Dieses Lieblingsspielzeug bekommt er
immer nur vom Rudelführer,
ansonsten ist es für den Hund unerreichbar unter Verschluss.
Der Rudelführer beginnt ein
Imponierspiel
durch Herumtragen des Lieblingsspielzeuges.
Will es der Hund erreichen, bekommt
er das Hörzeichen " NEIN ",
wenn nötig in der Wiederholung mit deutlicher
Tonfallverschärfung. Missachtet der Hund die
Tonfallverschärfung, packen wir sofort sein Genick
und werfen ihn mit scharfen Hörzeichen " NEIN
" weg.
Diesen artgerechten Genickgriff und
das Wegwerfen wird
der Hund verstehen, er kennt es von seinen Eltern. Selbstverständlich handelt es sich
nicht um einen " W E I T W U R F "
sondern um ein kleines " Entfernen vom Tatort ".
Zur Vermeidung von Meideverhalten
setzen wir uns notfalls auf den Boden,
begeben uns ergo in gleiche Höhe und stellen so
kontrollierten Körperkontakt her,
auch diese artgerechte Haltung versteht der Hund, er
kennt sie von seinen Eltern.
Nach ca. 1 Minute unseres
Imponierspieles gestatten wir dem Hund
mit seinem Lieblingsspielzeug unter unserer Aufsicht ausgiebig zu spielen. Nach einer Spieldauer von ca. 1 - 2
Minuten nehmen wir ihm
das Lieblingsspielzeug mit dem Hörzeichen " A U S
" wieder ab.
Sperrt sich der Hund gegen das
Abnehmen, greifen wir ihm von oben auf den Fang
und drücken maßvoll mit unseren Fingern gegen seine
Lefzen,
wieder verbunden mit dem Hörzeichen " A U S ". Auch hierbei setzten wir uns zur
Vermeidung von Meideverhalten notfalls auf den Boden.
Hat der Hund dieses
erste Spiel verstanden, lernen wir ihm noch den Gehorsam ohne direkten
Blickkontakt. Dazu legen wir das Lieblingsspielzeug nach unserem
Imponierspiel mit dem Hörzeichen " NEIN " auf den Boden und drehen uns
von Hund und Spielzeug ab, behalten den Hund jedoch weiterhin im Auge.
Macht er Anzeichen, das Lieblingsspielzeug aufzunehmen, folgt wieder das
mit Tonfallverschärfung " gegebene Hörzeichen NEIN " und notfalls
Genickgriff mit Wegwerfen. Erst wenn der Hund das Lieblingsspielzeug ca.
1 Minute sicher liegen lässt, heben wir es wieder auf und gestatten ihm
nun 1 - 2 Minute unter unserer Kontrolle zu spielen.
Anschließend
erfolgt wieder die Abnahme, wobei in diesem Stadium der Fanggriff
überflüssig sein sollte.
Nach jedem Spielende erhält der
Hund nur das knappe Hörzeichen " b r a v ",
kein Knuddeln und auch kein Streicheln,
der Hund wird dies artgerecht verstehen und akzeptieren.
Nach jedem Spielende folgt eine Zeit
der artgerechten Nichtbeachtung,
auch die kennt der Hund von seinen Eltern.
Nach jedem Spielende wird das
Lieblingsspielzeug für den Hund
unerreichbar - immer am selben Ort - unter Verschluss
gebracht.
Wichtig
Vorstufe dieser Methode ist
der Sozialisierungs-Baustein " Welpenspiele ".
Zur Vermeidung eines " Fang den
Hund - Spieles "
sollten Anfänger diese Methode zu Beginn nur
in einem kleinen Raum (Wohnzimmer, etc) durchführen.
Während des gesamten Spieles ist
der Hund nicht angeleint.
Während des gesamten Spieles wird
der Hund
nicht mit Futter, etc. motiviert.
Rudelführer benötigt
situationsgerechte Entschlossenheit
um bei möglicher Gegenwehr des Hundes nicht zu weichen.
Das Lieblingsspielzeug wird uns
in der späteren
artgerechten Beschäftigung noch wertvolle Dienste leisten.
|
zurück
Die Erziehung
|
Nach der Sozialisierung gegenüber
Artgenossen
und der Herstellung eines klaren
Rudelverhältnisses
kann nun mit dem Baustein
Erziehung begonnen werden.
Es kommt hier darauf an, den Hund
gegenüber seiner Umwelt
zu erziehen u.z. mit artgerechten Methoden, die der auch
Hund versteht. |
Artgerechte
Erziehungsmethoden setzen Wissen und Verständnis
um die Kommunikation voraus.
Ohne Wissen verpuffen
artgerechte Erziehungsmethoden.
Ohne Verständnis sind
mittelalterliche Methoden nicht weit entfernt.
|

|
Einwirkungen der Erziehung
artgerechtes
Loben - Strafen - Korrigieren
versteht und akzeptiert der Hund
und wird damit zu einem umweltgerechten Partner erzogen
Mehr
dazu hier
|
Nachfolgende Charts sollen
verdeutlichen,
was wir heute von einem umweltgerechten
Partner
verlangen müssen und auch können.
|

|

|
zurück
Die
Beschäftigung
|
Damit Hunde nicht von der Plage unserer Industriegesellschaft, der Arbeitslosigkeit heimgesucht werden,
sollten wir sie artgerecht beschäftigt.
|
Wie kann ich den Hund artgerecht
beschäftigen ?
Nun, hier gibt es wie immer im Leben, viele
Möglichkeiten. Neben Spaziergängen, Wanderungen oder Radfahren, bieten
Ball- Stöckchenspiel, usw. viele Varianten. Der
persönlichen Vielfalt und Individualität sind hierbei keinerlei Grenzen gesetzt.
Wichtig ist hierbei nur eins:
" auch der PARTNER
Hund muss daran Freunde haben ".
|
Hundefreunde/innen, die neben persönlicher Ertüchtigung, auch
sportlichen Ehrgeiz suchen, können sich mit ihrem Vierbeiner auch im
Hundesport betätigen.
|
Im Gegensatz zur
normalen, artgerechten Beschäftigung, setzt der Hundesport persönliche
Fitness und einen für die jeweilige Sportart geeigneten Hund voraus. Wichtig ist
hierbei, dass persönlicher Ehrgeiz nicht das Wohlergehen
und die individuellen Möglichkeiten des Hundes außer Acht lässt.
Erkundigen Sie sich bei den örtlichen Hundeschulen/Hundevereinen über
die Möglichkeiten des Hundesports.
|
zurück
Die Einwirkungen bei der Erziehung
Allgemeines
Es
gibt bei der Erziehung Einwirkungen, die beim Hund
unterstützend zur Erreichung des Erziehungszieles sind, aber auch solche, die hemmend
sind.
Ohne Strafe wird es jedoch nicht gehen. Unter Strafe
versteht man aber eine Einwirkung, die dann erfolgt, wenn der Hund etwas tut, das er in
jedem Fall unterlassen sollte (z.B. er klaut oder
bettelt).
Im Gegensatz zur Strafe gibt es die Korrektur, welche
eine im gegebenen Augenblick falsche Handlung unterbinden soll (nicht korrektes
Fußgehen).
Das Lob wiederum bedeutet eine Einwirkung,
die ein bestimmtes Verhalten des Hundes unterstützt und
als eine wünschbare Handlung erscheinen läßt.
Es sei bemerkt, daß das Lob in der Anwendung nicht
einfach ist.
Die
drei Einwirkungen beim Hund:
Loben - Strafen - Korrekturen
Loben "So ist brav"
Ein
Lob am falschen Platz verwirrt den Hund, ein Lob im
richtigen Augenblick macht ihn sicher.
Man soll sich des Lobens bewußt sein und genau wissen,
was man damit erreichen will.
Wer seinen Hund an der Leine zerrt,
weil er nicht gut bei Fuß
geht und ihn dann
gleich ausgiebig am Kopf krault, ist sich seines Tuns
wahrscheinlich nicht bewußt.
Der Hund hat nichts unternommen, das lobenswert wäre. Er
wird nun aber
- nach dem Empfinden des Hundes - dafür gelobt, daß er
herbeigezerrt wurde.
Her Hund ist verwirrt, so kurz nach einer
"Strafe" belohnt zu werden.
Die Umkehrung
dieses Beispiels
verdeutlicht uns, das der Hund nur dann gelobt wird, u.z.
ausgiebig: wenn er nach
unserer Beobachtung von sich aus etwas korrekt ausführt.
Wichtig für den Moment des Lobens
ist der Zeitpunkt, d.h. das Loben
erfolgt immer während
der richtigen Ausführung
(während der korrekten Leinenführigkeit, in den
Wendungen, usw.).
Das Lob muß der Handlung,
die man loben will, unverzüglich folgen. Je länger die
Unterbrechung, desto mehr geht das Lob
daneben und trifft vielleicht auf eine Handlung, die eher
bestraft werden sollte.
Der Verhaltensforscher "Tortora" hat dafür ein
schönes Beispiel:
Der Hund bringt uns die Zeitung
und springt anschließend an uns hoch. Wir meinen ihn
dann für die Zeitung zu loben,
tun es aus der Sicht des Hundes jedoch fürs
Hochspringen.
Ein Lob bestärkt also den Hund
in einem bestimmten Verhalten.
Sorgen wir dafür, daß es
sich um ein erwünschtes Verhalten handelt.
Strafen "Pfui"
Nach
dem Verhaltensforscher "Tortora" müssen
Strafen wie eine Medizin
verabreicht werden.
Sie müssen nur der Absicht dienen, einen
unbefriedigenden Zustand zum
Besseren zu wenden.
Strafen aus Ärger, Wut oder sonstigen unmotivierten
Gründen heraus,
sind daher
in jedem Falle zu vermeiden. Und wie ein Medikament
dann
am besten wirkt, wenn es
so bald wie möglich in richtiger Dosierung
eingenommen wird, so verhält es sich auch mit der
"Strafe".
Die Ähnlichkeit geht sogar noch weiter. Werden die
Rezeptvorschriften nicht beachtet
und genau befolgt, kann eine Medizin sehr unangenehme
Nebenwirkungen haben.
Lassen wir in Anlehnung an Tortora einige Regeln folgen
-
Die Strafe soll unmittelbar
nach Beginn der unerwünschten Handlung
einsetzen, wenn möglich schon bei der sich abzeichnenden
Absicht dieser Handlung.
Beispiel:
Ein Hund nimmt Anlauf, springt auf den Tisch,
nimmt Fleisch auf, springt auf den Boden und
frißt es."Bestrafen" wir den Hund nachdem er es
gefressen hat, ist dies nicht mehr richtig.
Strafe ist
- wiederum analog
zur Medizin - bei ihrer ersten Anwendung in einer
ausreichenden Dosis zu verabreichen. Genügt die
erste Einwirkung nicht, dem Hund das
unerwünschte Verhalten restlos zu vergällen,
setzt ein Gewöhnungsprozeß ein
und bald haben wir nur noch geringe Chancen, das
Ziel zu erreichen,
selbst wenn wir zu immer größeren und
stärkeren Dosen Zuflucht nehmen.
Wenn immer möglich,
setzen wir die
"Strafe" in unmittelbare Beziehung
zum Verhalten des Hundes. Hat z.B. der Hund die
üble Gewohnheit,
aus der soeben geöffneten
Autotür
zu drängeln, oder zu springen,
wird unser
"Pfui" bedeutend weniger Eindruck
hinterlassen
als die Tür, die wir ihm geschickt an den Kopf
knallen.
Wenn es gelingt, dem Hund die
"Strafe" als aus heitrem Himmel kommend
empfinden zu lassen,
ist sie bedeutend wirksamer, als wenn er sie auf
uns bezieht.
Muss ein Hund nach reiflicher
Überlegung "bestraft" werden, sollten
wir ihn danach
natürlich nicht aus lauter Mitleid oder auch aus
eigener Unsicherheit
fast entschuldigend
mit Worten überhäufen, etwa im Ton von
Ermahnungen,
wie man sie Kindern gegenüber
abgibt.
Dies würde der Hund nur als
Lob empfinden.
Es
ist wichtig, eine Pause einzulegen,
während der wir dem Hund gar keine Beachtung
schenken. Dann jedoch tun wir gut daran,
mit dem Hund etwas zu unternehmen und ihn bei
ersten sich bietenden Gelegenheit
angemessen zu loben.
Das hindert den Hund daran,
vor uns Angst zu empfinden,
was soviel heißt, wie den Kontakt zu uns zu
verlieren.
Korrekturen "Nein,
Leinenruck"
Für
sie gelten dieselben Regeln wie für die
"Strafe"
und sie stehen auch zum Lob ein einem ähnlichen
Verhältnis.
|
zurück
Die Entwicklungsphasen des Hundes
Mehr wissen vom Hund vor Beginn der
Ausbildung
Die Grundlage für die gute Leistung
eines Sporthundes wird bei der Aufzucht
und bei der Haltung des Junghundes gelegt.
Daher muss der Ausbilder mehr vom Hund wissen,
als dies heute immer noch der Fall ist.
Das Verhältnis zwischen Mensch und
Hund
Zum größten Teil herrscht die Meinung
vor, man habe dem Hund dies oder das
"beizubringen".
Der Hund wird dabei als Schüler, der Ausbilder als
Lehrer betrachtet.
Jedoch hat der Hund nicht die Fähigkeiten, ein Schüler
im menschlichen Sinne zu sein
und dem Ausbilder fehlen meist die Kenntnisse, um Lehrer
sein zu können.
Um erfolgreich zu sein, müssen wir versuchen, den Hund
als das darzustellen,
was er in Wirklichkeit ist: ein andersartiger Partner mit
hervorragenden Talenten,
die menschliches Vermögen zum Teil weit übersteigen.
Daher ist der Weg über brutale Ausbildungsmethoden
völlig auszuschließen.
Die Entwicklungsphasen des Hundes
Da gerade in den Entwicklungsphasen die
allermeisten Fehler
bewusst oder unbewusst begangen werden, muss man sich mit
diesem Komplex beschäftigen.
Phase: der 1. - 21.
Tag kann als Dämmerzustand, in der ein Lernen
auch sehr einfacher Art praktisch unmöglich ist,
beschrieben werden.
Der Züchter sorgt in dieser Periode nur dafür,
dass die Hündin alles erhält,
was sie benötigt, womit grundsätzlich auch für
die Welpen gesorgt ist.
Phase: (22. bis 28
Tag) um den 21. Tag setzt fast schlagartig eine
zweite Geburt,ein neuer Lebensabschnitt ein. Das Hirn ist jetzt
funktionsfähig
und wird am Ende der siebten Woche ausgewachsen
sein.
Die Sinnesorgane arbeiten normal,
leiten die von ihnen aufgenommenen Reize durch
die Nervenbahnen weiter
und lösen Reaktionen aus. Da der Welpe in dieser
Zeit äußert sensibel reagiert,
sollte er vom Wurf und von der Mutter nicht für
längere Zeit entfernt werden.
Nur dadurch können Dauerschäden an seinem Wesen
verhindert werden.
Phase: (29. bis 48
Tag) Um den 29. Tag setzt eine Periode des
Erwachens
und Interesse an allen Erscheinungen der Umwelt
gegenüber ein. Das Hirn hat sich
soweit entwickelt, dass seine Lernfähigkeit
etabliert ist.
Die Lernbereitschaft ist groß
und alle Eindrücke prägen sich tief in das
Gedächtnis ein. Wohl nie mehr in seinem
ganzen späteren Leben wird der Hund derart
aufnahmebereit sein, wie gerade jetzt.
Woran er sich in diesen Wochen gewöhnt, wird ihm
immer vertraut bleiben. In dieser Phase
gilt der Satz, dass der Welpe von sich aus irgend
etwas lernen wird,
sofern nicht wir ihm Gelegenheit geben, bestimmte
Dinge zu lernen.
Es können sich folglich
auch unerwünschte Gewohnheiten bilden und zäh
festsetzen.
Die Vorentscheidung für künftig
gute oder weniger gute Verträglichkeit mit
Artgenossen und Menschen (Sozialisierung)
fällt ebenfalls in dieser Zeit.
In dieser Zeit
kann man den Hund auch die Gewöhnung
des Lernens beibringen. Man beschäftige sich auf
jedenfall regelmäßig mit den Welpen im Wurf, aber auch zunehmend mit den einzelnen Welpen,
wobei sie von Mutter und Geschwistern
entfernt und an einen Ort gebracht werden, der
wenig Ablenkungsreize aufweist.
Bei dieser Beschäftigung stellen wir ganz
unbewusst Anforderungen an den Welpen.
Irgend etwas wird zu tun verlangt, dies
selbstverständlich ohne jeden Zwang.
Aus dem Spiel mit einem alten Handschuh ergeben
sich z.B. viele Möglichkeiten. Die Spielobjekte
sollen oft gewechselt werden, was stets zu einer
neuen Erfahrung führt.
Fast mit jeder
Beschäftigung
ist ein einfacher Lernvorgang verbunden. Und das
gerade braucht ein Hund:
die Gewöhnung ans Lernen.
Bei dieser
Spielbeschäftigung wird die Grundlage
zum künftigen Zusammenwirken mit dem Menschen
gelegt, er wird auf den Menschen geprägt.
Phase (49. bis 84.
Tag) Am Anfang oder am Ende dieser Phase
vollzieht sich in der Regel
die Übergabe des Welpen an den Besitzer. Die
Frage, ob eine Übergabe in der 8. Woche
oder später günstiger ist, wird von der
Wissenschaft nicht eindeutig beantwortet.
Wichtig
bleibt
in jedem Falle der weitere Kontakt zu Artgenossen
und die weitere Bindung an den Menschen.
Phase (85. bis 112
Tag) Normalerweise lebt der Welpe nun in seinem
neuen Lebenskreis.
Es besteht noch eine allerletzte Möglichkeit,
Sozialisierungslücken durch intensive
und verständliche Beschäftigung auszufüllen,
wenn auch nicht mehr vollständig.
Bei seinem Besitzer versucht der Welpe natürlich
auch dominant zu sein
und daher müssen jetzt Tabus gesetzt werden.
Sollen später nicht unliebsame Schwierigkeiten
entstehen,
muss der Welpe nun erfahren, wer Meister im Haus
ist.
Zusammenfassung
Die ersten drei Lebenswochen verbringt
der Welpe in einem Dämmerzustand,
der ihm kaum Kontakt zur Umwelt erlaubt.
Fast schlagartig
erwachen dann seine Lebensgeister
und er benötigt eine volle Woche, um sich an die auf ihn
einstürmenden Eindrücke zu gewöhnen.
Zu Beginn der fünften Woche fängt seine
Auseinandersetzung mit der Umwelt an.
Dazu gehört auch seine Mutter, gehören seine
Wurfgeschwister. Jetzt sollte auch der Mensch
beginnen, sich gezielt mit dem Welpen zu beschäftigen.
Mit sieben Wochen verfügt der Hund
zwar über ein ausgereiftes Hirn, aber nicht über
genügend Erfahrungen.
In einem Alter von ca. 8 Wochen ist eine erste günstige
Gelegenheit für die Übernahme
durch den Besitzer gegeben.
Dies kann auch nach weiteren
vier Wochen eingehender
Sozialisierung im Alter von zwölf Wochen erfolgen.
Jede
weitere Verzögerung sollte
nur bei intensiver individueller Beschäftigung des
Züchters mit den Hund hingenommen werden,
damit dieser keine Einbuße an sicherem Verhalten
gegenüber dem Menschen erleidet.
Mit sechzehn Wochen ist die Grundlage zum Wesen des
Hundes endgültig gelegt.
Fehlendes kann nur noch teilweise nachgeholt werden.
Soweit der dramatische Verlauf des Welpendaseins.
Als Züchter wie als Hundehalter sollten wir uns vor
Augen halten, in welch kurzer Zeit
sich das endgültig bildet, was wir später
Wesensveranlagung nennen: vom 21. bis zum 112 Tag.
Nützen wir diese kurze Zeit aus.
Unser Hund wird sonst
nie das sein, was er hätte werden können.
Daran ändert auch die beste Erbanlage nichts.
|
zurück
Der Genotyp unserer Hunde
|
Wesen
und dessen genotypisches Strukturen
|
Wesen
die
Gesamtheit aller angeborenen und erworbenen
körperlichen und seelischen Anlagen,
Eigenschaften und Fähigkeiten, die sein
Verhalten zur Umwelt bestimmen, gestalten und
regeln.
Das
Wesen geht auf Erbanlagen zurück, die sich dann
durch verschiedene Umwelteinflüsse festigen,
unterdrücken oder verwischen können.
Instinkte,
Triebe, Sinne und Temperament bilden die
Wesensstrukturen
|
|
Instinkte
angeborene,
im Erbgedächtnis verankerte Mechanismen, die
ohne vorheriges Lernen zeigen, Verhaltensweisen
arttypisch zu lösen.
Instinkte
sorgen dafür, dass sich ein Hund eben wie ein
Hund verhält.
Instinkte
sind das angeborene Können
|
|
Triebe
unbewusste,
biologisch, zweckmäßige Drangerlebnisse und
Strebungen, die im Dienste wichtiger
Lebensfunktionen stehen.
Das
Triebziel ist immer die Triebbefriedigung.
Triebe
sind angeborene Verhaltensweisen.
|
|
Sinne
Geschmackssinn
Geruchssinn
Gehörsinn
Gesichtssinn
Tastsinn
Gleichgewichtssinn
|
|
Temperament
Schnelligkeit
und Heftigkeit, in der ein Hund zu seiner Umwelt
in Beziehung tritt.
|
|
Wichtige
Triebe unserer Hunde
|
Arterhaltungstriebe
|
|
Selbsterhaltungstriebe
|
|
Sondertriebe zur Abklärung
der sozialen Rangordnung
|
|
Sondertriebe aus der
Meutegemeinschaft = Meute- o. Geselligkeitstriebe
|
Geschlechtstrieb
|
|
Jagdtrieb
|
|
Geltungstrieb
|
|
Heimkehrtrieb
|
Pflegetrieb
|
|
Beutetrieb
|
|
Unterordnungsbereitschaft
|
|
Wachtrieb
|
soziale
Rangordnung
|
|
Bringtrieb
|
|
Führigkeit
|
|
Schutztrieb
|
Meute-o.
Geselligkeitstrieb
|
|
Spürtrieb
|
|
Kampftrieb
|
|
|
|
|
Stöbertrieb
|
|
Schärfe
|
|
|
|
|
Bewegung/Betätigungstrieb
|
|
Unerschrockenheit
|
|
|
|
|
Spieltrieb
|
|
oder
|
|
|
|
|
Fluchttrieb
|
|
Furchtlosigkeit
|
|
|
|
|
Wesenssicherheit
|
|
Wehrtrieb
|
|
|
|
|
Selbstverteidigungstrieb
|
|
Härte
|
|
|
|
|
|
|
Weichheit
|
|
|
|
|
|
|
Reizschwelle
|
|
|
|
Arterhaltungstriebe
1. Geschlechtstrieb
Hormonal ausgelöster und
gesteuerter Drang nach sexueller Betätigung.
2. Pflegetrieb
Bereitschaft der Hündin, sich
ihrer, unter Umständen aber auch fremder Welpen
anzunehmen, sich um sie zu kümmern und sie zu pflegen.
3. soziale Rangordnung
Regelung der zwischentierlichen
Beziehungen, die immer neu gesichert werden muss.
4. Meute- oder Geselligkeitstrieb
Bestreben, sich zeitweilig oder
dauernd zu kleineren oder größeren, gleich- oder
gemischt- geschlechtlichen Tiergesellschaften
zusammenzuschließen. Bei Hunden nennen wir solche
Gesellschaften " Meute " und sprechen deshalb
vom Meutetrieb.
|
Selbsterhaltungstriebe
1. Jagdtrieb
Angeborener, auf den Wildhund
zurückgehender, ursprünglich im Ernährungstrieb
wurzelnder Drang, geruchlich oder optisch wahrgenommenes
Wild aufzusuchen, zu verfolgen und, wenn möglich, zu
reißen und abzuwürgen.
2. Beutetrieb
Ist mit dem Jagdtrieb nahe verwandt
und besteht ursprünglich im Bestreben, Wild nicht nur zu
jagen, sondern auch Beute zu machen, das heißt das
Beuteobjekt zu fassen und seinen eigenen Hunger oder
allenfalls auch der Jungen zu stillen.
3. Bringtrieb
Der Bringtrieb äußert sich beim
Wildhund im Bestreben, Beuteobjekte oder Teile davon
aufzunehmen, zu verschleppen, zu verstecken oder zu
vergraben oder sie zur Wurfhöhle bzw. den Jungen zu
bringen. Jagd-, Beute- und Bringtrieb bilden also einen
Funktionskreis, der beim Wildhund noch eine zur
Lebenserhaltung notwendige, sinnvolle Einheit darstellt.
Beim Haushund, wo das Problem der
Nahrungsbeschaffung nicht mehr besteht, können diese
drei Triebe auch völlig unabhängig voneinander in
Erscheinung treten, indem z.B. der Jagdtrieb auch ohne
jedes Bedürfnis nach Beutemachen sehr ausgeprägt sein
kann oder der Bringtrieb mit dem Ernährungsproblem
überhaupt nicht mehr zu tun hat.
4. Spürtrieb
Der Spürtrieb äußert sich in der
Bereitschaft, eine Wild- oder Menschenfährte aufzunehmen
und im Bestreben, die Fährte mit tiefer Nase freudig und
ausdauernd zu verfolgen. Dieser Trieb kann sich auch auf
unter Schnee oder Erde verborgene Objekte beziehen.
5. Stöbertrieb
Hierunter verstehen wir die
Eigenschaft, unter Mitbenutzung von Auge und Ohr und ohne
Beachtung von Bodenfährten, Wild- oder Menschenwitterung
aus der Luft zu entnehmen und sie mit hoch getragener
Nase freudig und ausdauernd zu verfolgen.
6. Bewegung/Betätigungstrieb
Dieser Trieb wurzelt in der
konstitutionellen ( Temperament, Muskelkraft) sowie der
konditionellen (Gesundheit, Ernährung, Training)
Verfassung und findet beim Wildhund im täglichen "
Kampf ums Dasein ", seine Befriedigung.
7. Spieltrieb
Der Spieltrieb ist meist nur in der
Jugend ausgeprägt vorhanden und dem
Bewegung/Betätigungstrieb verwandt bzw. zum Teil in ihm
begründet. Dem Spieltrieb folgend lernt der Junghund,
seine körperlichen und seelischen Fähigkeiten und
Kräfte zu gebrauchen und zu beherrschen, um sich so
spielerisch auf den Ernst des Lebens vorzubereiten.
Das Verhalten junger Hunde (unter
sechs Monaten) ist darum vom Spieltrieb meist noch stark
beeinflusst.
8. Fluchttrieb
Der Fluchttrieb äußert sich im
unwiderstehlichen Drang, sich wirklichen oder scheinbaren
Gefahren durch Flucht oder anderes arttypisches Verhalten
(z.B. Sichdrücken, Sichtotstellen) zu entziehen. Dieser
Trieb ist einer der offensichtlichsten, aller Lebewesen
eigenen Ausdrucksform.
9. Wesenssicherheit
Voraussetzung ist ein gesundes
Nervensystem (weder Nervosität noch
Überempfindlichkeit), eine möglichst geringe
Fluchttendenz, keine abnorme Ängstlichkeit, gute
Auffassungsgabe und das innere Gefühl der Stärke (beim
Menschen würden wir sagen Selbstvertauen).
Wesenssichere Hunde lassen sich
weder durch Straßenverkehr oder Maschinenlärm noch
durch unerwartete optische oder akustische Reize oder
durch plötzliche Annäherung fremder Personen aus der
Ruhe und dem seelischen Gleichgewicht bringen.
Auch das Auftauchen eines Rivalen
oder Feindes löst nicht sofort eine Fluchtreaktion aus,
und gegenüber fremden Personen zeigen Sie kein
offensichtliches Misstrauen. Infolge des mangelnden
Misstrauens und ihrer inneren Sicherheit sind solche
Hunde meist schlechte Wächter.
Wesenssicherheit kann aber auch
durch psychische Stumpfheit und Beschränktheit
vorgetäuscht werden.
10. Selbstverteidigungstrieb
Dieser Trieb ist die dramatische
Ausdruckform des Selbsterhaltungstriebes und wurzelt
letztlich in der Angst. Dieser Trieb wird ausgelöst,
wenn ein Feind die sogenannte kritische Distanz
unterschritten hat und keine Möglichkeit zur Flucht
besteht. (z.B. angeleint) Es wird aus Angst eine
aggressive Haltung eingenommen und zum Angriff
übergegangen, der unter Umständen in einem
verzweifelten Selbstverteidigungskampf endet. Ein solches
aggressives Wesen zeigt sich immer nur dann, wenn sich
das Tier direkt bedroht fühlt und wenn es das nicht tun
kann, was es von sich aus tun würde: nämlich
entsprechend dem Fluchttrieb die Flucht ergreifen.
|
Sondertriebe
zur Abklärung der sozialen Rangordnung
1. Geltungstrieb
Der Geltungstrieb zeigt sich im
Bestreben, innerhalb der Meute eine ranghöhere Stellung,
wenn möglich diejenige, des Meutetyrannen
(Alpha-Tieres), einzunehmen. Den menschlichen
Meutegefährten gegenüber tritt dieser Trieb durch mehr
oder minder ausgeprägte Widersetzlichkeit in
Erscheinung, die bei Gewaltanwendung durch Drohgebärden
(Knurren, Zähne zeigen) unterstrichen werden oder gar in
Kampfhandlungen ausarten kann.
Wenn zwischen Herr und Hund ein
ersprießliches Verhältnis bestehen soll, dann muss der
Herr dem Hund in irgendeiner Weise seine Überlegenheit
bewiesen haben, d.h. er muß eindeutig die Rolle des
Ranghöheren zu spielen verstehen.
2. Unterordnungsbereitschaft
Neigung, sich dem Ranghöheren,
nachdem man dessen Überlegenheit erlebt und respektieren
gelernt hat, unterzuordnen bzw. zu unterwerfen. Die
Unterordnungsbereitschaft ist die psychische
Voraussetzung der sogenannten Führigkeit. Sie ist beim
einzelnen Hund sehr verschiedenartig abgestuft vorhanden.
3. Führigkeit
Hierunter versteht man die
Bereitschaft, sich in der Meutegemeinschaft Mensch-Hund
ein- und dem Menschen als ranghöherem Meutekumpan
unterzuordnen, d.h. gehorchen. Der führige Hund zeichnet
sich meist durch leichte Lenk- und Abrichtbarkeit aus,
zeigt aber häufig wenig Bindung an seinen Herrn, d.h. er
ist zwar anhänglich, schließt sich aber auch rasch an
fremde Personen an.
4. Kampftrieb
Bestreben, sich, d.h. die eigenen
Körperkräfte, zunächst spielerisch, später ernsthaft
(zur Abklärung der Rangordnung) mit einem Rivalen zu
messen.
Er kann mit der menschlichen
Rauflust verglichen werden, denn der Rauflustige will
einem anderen auch nur seine Überlegenheit beweisen. Wie
dem Rauflustigen, bereitet der Kampf auch dem Hund mit
ausgeprägten Kampftrieb Vergnügen, weshalb man dann
auch von Kampffreudigkeit spricht.
Die Voraussetzungen eines
ausgeprägten Kampftriebes sind beim kampffreudigen Hund
wie beim rauflustigen Menschen gleich:
4.1. Gefühl physischer Stärke
(Muskelkraftgefühl)
4.2. innere Sicherheit und
Unerschrockenheit
4.3. Geltungstrieb
4.4. gewisse Härte
4.5. ausgeprägtes Sozialverhalten
Kampftrieb kann u.U. durch eine
bestimmte Wesenseigenschaft noch gesteigert werden, die
wir als Schärfe bezeichnen. Solche Hunde sind dann
besonders angriffslustig und können sich zu eigentlichen
Raufern entwickeln.
5. Schärfe
Eigenschaft, auf scheinbar oder
tatsächlich bedrohliche Umweltreize feindselig, d.h.
aggressiv zu reagieren. Wir haben zwischen zwei
grundverschiedenen Arten der Schärfe zu unterscheiden:
> der angstbedingten oder
unerwünschten Schärfe die wir beim sogenannten
Angstbeißer kennen und die nur der Selbstverteidigung
dient
> die sicherheitsbedingte oder
erwünschte Schärfe, die einen gesunden Geltungstrieb,
ausgeprägten Kampftrieb und hohe Wesenssicherheit mit
sich führt.
6.
Unerschrockenheit/Furchtlosigkeit
Mut
7. Wehrtrieb
Der Wehrtrieb ist eine
Verhaltensweise des Drohens, der aggressiven Abwehr und
des Angriffs (= Zubeißen).
Das Triebziel, das der Hund mit
seinem Wehrverhalten erreichen will, ist ein
Meideverhalten des jeweiligen Gegners.
8. Härte
Fähigkeit, unlustvolle Empfindungen
und Erlebnisse (z.B. Schmerz, Strafe, Niederlagen) ohne
sich im Moment oder auf die Dauer wesentlich beeindrucken
zu lassen, hinzunehmen. (geringe Empfindlichkeit)
9. Weichheit
Gegenteil von Härte (große
Empfindlichkeit)
10. Reizschwelle
Die Reizschwelle zeigt uns die
Reaktionszeit eines Hundes auf Umweltreize an.
Wir unterscheiden drei Arten:
Hohe Reizschwelle / der Blindenhund
Niedrige Reizschwelle / der Wachhund
Mittlere Reizschwelle / der
Schutzhund
In der Schutzhundeausbildung wollen
wir keine Hunde mit niedriger Reizschwelle, weil sie
schwer führbar sind. Auch Hunde mit einer hohen
Reizschwelle sind nicht ideal, da sie nicht schnell genug
und nicht ausreichend motiviert werden können.
|
Sondertriebe aus der
Meutegemeinschaft (Meute- oder
Geselligkeitstriebe)
1. Heimkehrtrieb
Heimkehrtrieb ist der Drang,
nach Verlassen des Heimbezirkes immer wieder in
ihn oder zur Ersatzmeute zurückzukehren. Beim
Hund mehr der Trieb zum menschlichen
Meutegefährten.
2. Wachtrieb
Wachtrieb ist die
Eigenschaft, Menschen oder Hunde, die sich dem
Heimbezirk nähern oder in ihn eindringen, zu
melden, zu verwarnen (Knurren, Bellen) oder mehr
oder weniger ernsthaft anzugreifen, mit der
Tendenz, sie aus dem Heimbezirk zu vertreiben.
3. Schutztrieb
Bereitschaft, dem von einem
fremden Feind bedrohten Meutegefährten (z.B.
Herr oder Familienmitglied) schützend
beizustehen und, wenn nötig, zu verteidigen.
Dieser Trieb ist eine vornehmliche Eigenschaft
unsere Haushunde und bei Wildkaniden selten
vorhanden.
|
|
zurück
Das Verhalten des
Hundes
Der
Hund bringt als ehemaliges Rudeltier die Fähigkeit mit,
sich in die Gemeinschaft Familie einzuordnen. Diese
Begabung zeigt der Hund
allerdings nur dann, wenn der Mensch ihm die
Verständigung erleichtert.
Es kommt demnach darauf an, wieviel der menschliche
Partner von
den Verständigungsmöglichkeiten des Hundes versteht und
inwieweit
er selber lernt sich so zu verhalten, dass der Hund
merkt, was er von ihm will.
Die Arbeitsweise des Hundes hängt hauptsächlich von
zwei Faktoren ab:
Von seiner Sozialisierung mit
dem Partner Mensch in den ersten
zwölf Lebenswochen. Ist diese gut verlaufen,
bringt er jenes Vertrauen zum Menschen mit,
ohne das es zu keiner zuverlässigen
Zusammenarbeit kommt.
Von der Art und Weise, wie
der Junghund in die Gemeinschaft mit dem Menschen eingeordnet wird. Je aktiver und wesenssicherer
ein Junghund ist, desto eher wird er es immer wieder versuchen, in der Familie oder
auch gegenüber seinem Ausbilder die führende Rolle zu übernehmen.
Hindert man
ihn früh genug und auf
geschickte Weise daran, zu dominieren, nimmt er
das keineswegs übel
und fühlt sich deswegen nicht frustriert. Da er
anpassungsfähig ist, ordnet er sich ein,
so wie wir es haben wollen. Er ist dann ein Hund,
der sich wohlfühlt, weil er weiß,
was er darf und was nicht.
Wir
brauchen also nicht - wie vielfach angenommen wird -
einen besonders
intelligenten Hund, um gute Arbeit zu leisten, sondern
einen Hund, der zur Zusammenarbeit
mit dem Ausbilder freudig bereit ist.
Diese Bereitschaft
kommt nicht von ungefähr,
sondern wir müssen sie durch gute Sozialisierung und
verständnisvolles Einordnen
solide aufbauen.
Erst dann, und nur dann sollte mit
der Ausbildung begonnen werden.
Was ist anders beim Hund ?
Zum
richtigen Verstehen des Hundes ist es notwendig zu
wissen,
was beim Hund anders als beim Menschen ist.
Riechhirn: Das
Riechhirn ist beim Menschen ein kleines, nur
wenige Gramm
schweres Läppchen, beim Hund umfasst es ein
Siebtel des gesamten Hirnvolumens.
Auge: Der Mensch
sieht ausgezeichnet, auch Farben und vermag
räumlich zu sehen, erkennt also Dinge
distanzbewusst. Der Hund erkennt
seinen Hf, der in einiger Entfernung bewegungslos
dasitzt, nicht.
Was sich in der Nähe oder Ferne nicht bewegt,
nimmt er nur im Umriss war,
ohne den Gegenstand zu erkennen. Farbsehen
scheint beim Hund anders
und abgeschwächt möglich. Der Hund erkennt
Objekte an der Charakteristik
ihrer Bewegungen.
Gehör: Der Mensch
nimmt Töne bis 17 000 Schwingungen
in der Sekunde wahr. Seine Ohrmuscheln sind
unbeweglich. Den Ursprungsort
einer Schallquelle vermag er mit der Abweichung
von etwa sechzehn Grad zu bestimmen.
Der Hund kann Töne bis 40 000 Schwingungen pro
Sekunde wahrnehmen.
Er hat bewegliche Ohrmuscheln. Seine Abweichung
zur Schallquelle beträgt
lediglich ein bis zwei Grad.
Aus
diesen Gegenüberstellungen dürfte klar werden, dass der
Hund seine Umwelt
anders erlebt als wir und von einer Vermenschlichung in
jedem Falle Abstand
genommen werden sollte. Gerade in der Vermenschlichung
liegen
deshalb viele Ausbildungsfehler. Dazu zwei Beispiele:
Das sogenannte schlechte
Gewissen: Viele sind
überzeugt, der Hund besitze
ein schlechtes Gewissen, wenn er nach langem
Rufen in geduckter Haltung,
mit zurückgelegten Ohren und eingeklemmtem
Schwanz kommt.
Dies ist kein schlechtes Gewissen, dies tut der
Hund einfach aus Angst.
Er erkennt als guter Beobachter die Stimmung
seines Ausbilders klar und deutlich,
wie eine große Plakatschrift.
Das sogenannte
Trotzverhalten: Viele
Ausbilder sind überzeugt,
dass sich der Hund auf Prüfungen absichtlich bei
Übungen trotzig verhält,
weil er genau wisse, dass er, der Ausbilder, ihn
an einer solchen Prüfung
nicht entsprechend korrigieren kann.
Armer
Ausbilder und armer Hund,
wenn er vielleicht im Nachhinein auch noch
gestraft wird. Dabei liegt doch die Ursache
eines so unerwarteten Verhaltens ganz woanders,
sicher am häufigsten
in der Art und Weise, wie das Kommando gegeben
wurde.
Weil nämlich der Ausbilder
an Prüfungen aufgeregt ist, verändert sich
seine Stimme sehr merklich.
Für den außerordentlich differenziert und gut
hörenden Hund jedenfalls entstellt eine solche Veränderung das Kommando oft bis zur
Unkenntlichkeit.
Er reagiert ja nicht auf den Sinn unseres Wortes,
das er gar nicht erfassen kann, sondern auf ein bestimmtes Lautbild und den Ton,
die sich nun eben drastisch veränderten, ohne dass dies dem Ausbilder bewusst wurde.
Viele,
für den Hund so feinfühlige Veränderungen auf Seiten
des Ausbilder sind es, welche zu Fehlleistungen führen.
Wenn
ein Hund einem Ausbilder gut gehorcht, so ist man zu
sagen versucht,
er sei besonders intelligent. In Tat und Wahrheit handelt
es sich in erster Linie darum, dass es dem Ausbilder gelungen ist. sich seinem Hund
verständlich zu machen.
Intelligenz
in menschlichem Sinne ist dem Hund nun einmal nicht
gegeben.
Merken wir uns dies in der Ausbildungsarbeit, dann wird
es kaum Fehlbeurteilungen geben.
|
zurück
Zwang zur Erreichung sportlicher Ziele,
muss das heute noch sein ?
Früher wurden Hunde meist nach dem
Prinzip
" Zuckerbrot und Peitsche " ausgebildet.
Wir haben uns heute nicht darüber zu empören.
Intuitiv war vieles gut und richtig und man war auch
erfolgreich.
Wer jedoch bei den heutigen Möglichkeiten noch mit Zwang
ausbildet,
lässt sich aus meiner Sicht stark von menschlichem
Ehrgeiz treiben
und zeigt eine Ignoranz, die rundweg abzulehnen ist.
Heutzutage gibt es eine Fülle neuer Erkenntnisse
vom Lernverhalten der Hunde, die eindeutig
und zweifelsfrei Beschäftigung ohne Zwang belegen.
Um Ekard Lind zu zitieren:
" Wir sind weder ethologisch noch moralisch
berechtigt,
dem Individuum Hund aus sportlichem Ehrgeiz Schmerzen
zuzufügen "
Wer sich diesen neuen Erkenntnissen
gegenüber nicht aufgeschlossen zeigt,
beweist aus meiner Sicht nur, dass er mit dem
theoretischen Wissen
in den sechziger / siebziger Jahren stehen geblieben ist,
an überholten Methoden festhält und von der Zeit
längst überholt wurde !!
Sicherlich gibt es Hundeführer,
die Zwang " vermeintlich " geschickt einsetzen.
Einem Kenner jedoch bleibt dieser Kadavergehorsam
sowie der tote Blick des Hundes nicht verborgen.
Unnatürliche Bewegungsfolgen in Erwartung drohender
Einwirkungen
lassen jegliche sportlich - freudige Ausstrahlung
vermissen.
Der Hund adaptiert letztlich dem Schmerz !!!
Und das " Alles " soll noch etwas mit " Sp
o r t " zu tun haben ???
Gute Richter lassen sich dadurch auch
nicht täuschen und wissen,
dass z.B. lang anhaltendes Aufschauen zum Hundeführer
nicht immer
für eine gute Befindlichkeit des Hundes steht.
Gute Richter honorieren das Team " Mensch + Hund
"
und legen großen Wert auf Kriterien wie:
" Arbeitsfreude des Hundes
bei hoher Beziehungsmotivation
und sichere Autorität des Hundeführers,
getragen von hoher Ausstrahlung ".
Zu den artgerechten, neuzeitlichen
Ausbildungsmethoden
gehört sicherlich auch die Grundeinsicht,
dass nicht jeder auf dem berühmten Treppchen stehen kann
und letztlich jeder Hund anders veranlagt ist.
Das wichtigste Handwerkszeug eines Hundeführers /
Ausbilders
ist die Fähigkeit, frühzeitig die individuelle
Veranlagung
des Hundes zu erkennen und darauf unter Beachtung
der eigenen Fähigkeiten aus dem vielfältigen
Sportangebot
das Passende auszuwählen.
Dies schützt den Hund vor Überforderung
und den Hundeführer vor falschen Erwartungen.
|
zurück
|